Harzreise 2020: Auch rund um den Brocken sterben die Wälder

28.6.- 03.7.2020

Start und Ziel für unseren einwöchigen Wanderurlaub ist Braunlage im Herzen das Harzes. Für uns eine Woche Entspannung und Durchatmen in einer Wanderregion par excellence: Denn: Mehr als 9.000km gut ausgeschilderte  Wanderwege durchziehen das bergige und oft schroffe Gelände im höchsten Mittelgebirge Norddeutschlands.

Wanderweg an der Kalten Bode zum Brocken, Blick zurück zum benachbarten Wurmberg (971m)

Direkt am Wege von Natur und Bergwelt mit ihren interessanten Landschaftsformen: Fast unendlich viele Ziele aus Geschichte und mittelalterlichem Bergbau, historischer Wasserwirtschaft, Städtebau, Handwerk und gelebter Tradition. In der Harz-Region wachsen seit 1990 die Länder Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wieder erfolgreich zusammen. Die einstigen Kolonnenwege an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Brocken und Wurmberg bis hin zur Bremke-Brücke vor Braunlage sind heut Wanderwege. Die vor 30 Jahren noch martialisch gerodeten Grenzstreifen sind mittlerweile durch die Natur wieder erfolgreich vereinnahmt worden.

Ehemaliger Patrouillenweg entlang der Bremke, dem einstigen Grenzfluß zwischen Ost und West

Im Zentrum des „Naturparks Harz“ wird seit 1990 das Gebiet um den Brocken als „Nationalpark Harz“ ausgewiesen. Der Nationalpark ist seit 2006 länderübergreifend installiert und umfaßt mit einer Fläche von 25.000 ha etwa ein Zehntel der Gesamtfläche des Harzes.

Blick über die Gebirgsrücken des mittleren Harzgebietes

„Genährt werden Mythen und Sagen von der Urwüchsigkeit und Magie der Natur. Dichte, dunkle Fichtenwälder, nebelumwobene Klippen und Gipfel- das ist die eine Seite des Harzes. Die andere: Lichtdurchflutetete Hochebenen, buntblühende Bergwiesen, leise plätschernde Bäche ud farbenfrohe Laubwälder. Das stark bewaldete und klippenreiche Gebiet des „Nationalpark Harz“ rund um „Vater Brocken“ ist ein einzigartiges Refugium und steht unter besonderem Schutz“ (aus: Brocken-Tips, Sonderausgabe, Juni 2020)

Der Harz ist voller Highlights und scheint noch heute voller Geheimnisse. Kein Geheimnis ist dagegen, daß die Nadelwälder im Naturpark schwer angeschlagen oder- wie im Zentrum des Nationalparks- in großen Flächen bereits tot sind. Hier gibt es gebietsabhängig fast keine grünen Bäume mehr: Das Totholz dort wird vom Forstbetrieb nicht geborgen, da ein „natürlicher Urwald“ ohne menschlichen Eingriff  entstehen soll. So der Anspruch.

Istzustand: Im Nationalpark um den „Vater Brocken“.

100- und 150-jährige Fichtenwälder wurden im Verlauf von zwei(!) extrem trockenen Jahren vernichtet! Hitzerekorde, Trockenheit, Krankheiten und Borkenkäferinvasionen waren die Totengräber. Eine traurige Bilanz, da Alternativen und diverse Konzepte zur  Wiederaufforstung der ehemaligen Monokulturflächen -auch mit Laubbaum-Setzlingen- mit großen Fragezeichen verbunden sind. Unsere Wälder stehen vor dem Kollaps, da Regenarmut und Dürre auch den Laubbäumen sichtbar zu schaffen macht. Die Beklemmung und Unsicherheit bei den Forstleuten ist nach unserem Eindruck mehr als spürbar, der seit Jahrzehnten vorangetriebene Waldumbau scheint an einem ktitischen Punkt angekommen. Dabei ist die von uns im Harz beobachtete Situation exemplarisch für das Erzgebirge, die Sächsische Schweiz und auch für die meisten Waldgebiete Deutschlands.

Gespenstisch: Toter Wald Im Naturpark Harz.

Weinen hilft nicht. Die Frage ist: Wie geht es weiter? Drücken wir uns die Daumen, daß die die Brockenbahn in fernerer Zukunft wieder durch grünen Wald zum Gipfel schnaufen wird…

(v.k.)

2 Gedanken zu „Harzreise 2020: Auch rund um den Brocken sterben die Wälder

  1. Fuß,Frank

    Hallo,
    Weinen hilft nicht…..,trotzdem kann einen das Wasser in den Augen stehen,wenn man diese Bilder
    sieht und davon gibt es in den Gebirgen tausende Hektar!!Siehe FP vom 06.08.20-Borkenkäfer wütet…!
    Trotzdem danke für den Bericht.
    V.G. Frank

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