Madrid und Toledo_2022

  • Selbstorganisierter Städte-Trip „Madrid, Toledo und El Escorial“ vom 26.03.- 03.04.2022
  • Flug: Non stop mit A 320-200 der Fluggesellschaft IBERIA
  • Flugdauer Berlin(BER)—>Madrid(MAD): 2,75h  (ca. 1850km)
  • Zeitverschiebung Deutschland—>Spanien: keine

 

Eingangs-Fazit zu unserer Städte-Tour 2022: Wir sind zum Erstbesuch in zwei bekannten Städten der kastilischen Zentralregion Spaniens: In Madrid, der modernen, attraktiven, lebensfrohen und mondänen iberischen Metropole Europas! Und in seiner südlich gelegenen, mittelalterlichen Nachbarstadt Toledo, die mit dem RENFE-Schnellzug in exakt 33 Minuten zu erreichen ist. Außerdem in der königlichen Klosteranlage El Escorial in San Lorenzo, ca. 45km von Madrid entfernt und westwärts am Fuße der Sierra Guadarrama.

Zu allen drei Zielen gibt es gefühlt Hunderte von Reiseführern, Beschreibungen, Tips und wohlgemeinten Ratschlägen. Allein die Geschichte der mehr als 700-jährigen Maurischen Herrschaft über die iberische Halbinsel (711-1492), die Geschichte der hier gelebten Dynastien von Habsburg und Bourbon sowie die Tragödie des Spanischen Bürgerkrieges 1936-1939 mit ihrem bis in die heutige Zeit (!) reichenden Schatten füllt diverse Seiten dieser Literatur.

Was wir uns genauer angesehen haben? Hier die wesentlichen Ziele und einige Bilder aus unserem 9-tägigen Besuchsprogramm, zu dem bei vielen Stadtführern eine allumfassende, präzise und detaillierte Beschreibung abrufbar ist (s.u.):

Madrid

Die Stadt Madrid (incl. seine Randgebiete) ist mit ihren 6.9 Mio Einwohnern nach Paris (12.9 Mio) die zweitgrößte Hauptstadt der Europäischen Union. Die Crux: Die gefühlten Temperaturen während unseres Besuchs hier sind außerirdisch, sprich: außerirdisch niedrig. Das liegt jedoch nur zum Teil an der Höhenlage der Stadt (670m NN) inmitten der kastilischen Hochebene, die im Nordwesten von der schneebedeckten Bergkette der Sierra Guadarrama eingeschlossen wird. Vielmehr aber an der eher bescheidenen gesamteuropäischen Wetterlage des Frühjahrs 2022.

Auf den höchsten Gipfeln des nordwestlich von Madrid gelegenen Guadarrama-Gebirges (bis 2400m) liegt noch Schnee…

Dafür aber hat die Stadt am Manzanares, in deren Wappen eine hochaufgerichtete Bärin die reifen Früchte eines Erdbeerbaums vernascht, unendlich Vieles an Geschichte, Architektur und vor allem Kunst zu bieten. Ihr Ruhm als Kulturstadt gründet sich auf die weltberühmten staatlichen Kunstmuseen (Prado, Reina Sofia und Thyssen-Bornemisza). Die dort ausgestellten Sammlungen beherbergen die Gemälde von belgisch/holländischen, spanischen, italienischen, deutschen und amerikanischen Künstlern des 15.-20. Jahrhunderts. Aber auch kleinere Galerien und Flamenco-Bühnen sind sehenswert. Der Stolz auf diese Sehenswürdigkeiten ist den Madrilenen zu gönnen, die ansteckende Lebensfreude der Spanier manifestiert sich allerdings mehr im Nachtleben der Stadt und/oder auf den großen Strassen: Selbst erlebt, ebbt das geschäftige Treiben in den Straßenmeilen, Einkaufstempeln und TAPAS-Bars erst nach Mitternacht etwas ab. Die Stadt selbst mit ihrem permanent hohen Puls scheint nie zu schlafen…

Unsere Ziele in Madrid:

  • Altstadt, Stadtkern und Stadtviertel Salamanca via Hop- On/Hop-Off
  • Gran Via & Calla Alcala, Placa de la Cibeles, Placa de Colon, Passeo de Recoletos, Passeo del Prado, Bahnhof Atocha, Puerta del Sol, Plaza Mayor, Plaza de Espania, Retiro-Park, Palacio Real, Almudena-Kathedrale, Barrio de las Lettras, Fluß Manzanares & PIO-Bahnhof, Goya-Pantheon
  • Besuch der Gemäldegalerien des Prado, der Reina Sofia und der Sammlung Thyssen-Bornemisza (mitgebrachte Bilder sind unter Galerien auf dieser Homepage eingestellt)

Madrid: City Map

Am Placa de la Cibeles: Das Rondell der göttlichen Wagenlenkerin vor der Kreuzung der Prachtstraßen Gran Via und Calle Alcala. Im Detail unten: Die Giebelverzierung des Palacio de Communicaciones und die geflügelte Victoria des Edifico Metropolis

Retiro-Park mit dem Denkmal Alphons XII., Giebel des Atocha-Bahnhofs, Kolumbus-Denkmal und eine Madrid-typische Prachtfassade im Zuckerbäckerstil

Glanz und Gloria im königlichen Palacio Real und in der benachbarten Almudena-Kathedrale (unten)

Der Pio-Bahnhof, das Palacio de Buenavista (heute Hauptquartier des spanischen Heeres) und das Goya-Pantheon im Stadtteil Moncloa

TOLEDO

Die Schwertschmiedestadt Toledo heißt während der Maurenherrschaft Tulaytula, sie wird später wieder die Metropole der spanischen Provinz Kastilien. Mit Vereinigung der Königreiche Kastilien und Aragon 1469 durch seine Könige Isabella und Ferdinand ist der Kern zum spanischen Königreich gelegt, Toledo wird dessen Haupstadt. Das Zusammenleben und friedliche Nebeneinander von drei Weltreligionen innerhalb ihrer Tore, nämlich von Christen, Muslimen und Juden bis zur endgültigen Vertreibung der Mauren aus Andalusien 1492, ist historisch nachprüfbar.

Die historische Altstadt Toledos scheint förmlich aus dem Tal des Tejo herauszuwachsen. Mit ihren mittelalterlichen Befestigungsanlagen, den gewaltigen Außenmauern und Wehrtürmen, ist Toledo -aus dem Flachland von Castilla-La Mancha kommend- schon über viele Kilometer auszumachen. Schon seine entfernte Silhouette bietet einen majestätischen Anblick. Beim Eintauchen in die Stadt über die Brücke Puente de Alcantara sind wir uns ganz sicher: Hier regiert die Historie! Hier regiert aber auch eine Liebesgeschichte aus dem späten 12. Jahrhundert. Sie ist historisch nicht nachgewiesen, aber in Toledo noch heute allgegenwärtig: Es ist die Beziehung der Rahel la Fermosa, einer Jüdin aus Toledo zum kastilischen König Alfons VIII, auch Alfons el de Las Navas. Sie spielt in der Zeit der fortschreitenden Reconquista in Spanien, der Rückeroberung der unter maurischer Herrschaft befindlichen iberischen Halbinsel durch christliche Heere. Im muslimischen Sevilla erzogen, folgt Rahel ihrem jüdischen Vater Jehuda Ibn Esra in das christliche Toledo. Ihr Vater wird hier königlicher Rat und Finanzberater des kastilischen Königs und Rahel– seine Geliebte. Ihr gemeinsamer Rückzugsort in Feuchtwangers Roman „Die Jüdin von Toledo“ ist der Palacio Galiana. Als Alfons 1195 den Muslimen unter Kalif Yaqub al-Mansur auf dem Schlachtfeld von Alarcos in der Sierra Morena gegenübersteht (und unterliegt), werden Rahel und ihr Vater Opfer einer tödlichen Intrige. Mit Duldung und auf indirekten Geheiß der amtierenden Königin Eleonore werden beide durch einen judenfeindlichen Mob in der Galiana erschlagen… Wir waren neugierig, und wir haben den Palast lange gesucht. Doch wir haben ihn gefunden- er liegt ostwärts und etwas außerhalb der Altstadt! 

Vor den historischen Stadttoren im Westen liegt die moderne Neustadt. Toledo hat ca. 85.000 Einwohner.

Unsere Ziele in Toledo: 

  • Brücke Puente de Alcantara über den Tejo
  • Plaza Zocodover, Alcazar-Palast und Kathedrale Primada Toledo
  • Franziskaner-Kloster San Juan de los Reyes
  • Jüdisches Viertel mit dem Sephardischen Museum und der Synagoge Transito
  • Kirche Santo Thome mit dem El Greco-Gemälde „Das Begräbnis des Grafen von Orgaz“

Toledo: City Map der historischen Altstadt

Toledo: Blick von der Brücke Puente de Alcantara zum Tejo und zum Palast Alcazar

Aufgang von der befestigten Puente zum zentralen Platz Zocodover, alles unter den kritischen Augen des verehrten Miguel de Cervantes

In der gotischen Kathedrale Primada Toledo, seit dem 13. Jhd. ein wichtiges christliches Wahrzeichen in Spanien

Im Herzen des Jüdischen Viertels: Die Synagoge El-Transito. Nach der Vertreibung der Juden 1492 wurde sie dem Ritterorden übergeben

Das Franziskanerkloster San Juan de los Reyes. An der Außenfassade die Ketten der christlichen Gefangenen, die aus maurischer Gefangenschaft befreit wurden

Nicht aus Marzipan: Westliches Stadttor und das vor den Toren der Stadt gelegene Palacio Galiana der „Jüdin von Toledo“ (via Teleobjektiv geschossen an der Renfe-Bahnlinie Toledo-Madrid)

EL ESCORIAL

Der ehemalige Klosterpalast El Escorial in San Lorenzo ist in 55 Busminuten von Madrids Stadteil Moncloa aus zu erreichen, wenn man die Verbindung über den Ort Guadarrama nimmt. Er liegt auf einer Höhe von ca. 900m NN und wurde in der Zeit von 1563-1584 durch König Philipp II. von Spanien errichtet. Der größte Renaissance-Bau der Welt ist seit 1984 Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes. Wenn man richtig viel Urlaub incl. Muße zum Ausmessen und Zählen hat, kann man leicht überprüfen, daß auf seiner Grundfläche von 33.000 qm genau 2000 Gemächer mit 3000 Türen und 2673 Fenstern verbaut sind. Der Palast beherbergt neben der Klosterkirche den Königspalast, die Escorial-Bibliothek, eine Pinakothek und das Pantheon der Könige- eine düstere Grablege der spanischen Monarchen seit Karl V. Nicht zu vergessen das benachbarte und dem heiligen Laurentius geweihte Kloster, das heut von den Augustinern betrieben wird.

Wuchtig und düster ist der erste Eindruck, der auch nach einem ganztägigen Besuch einzelner Gebäude und Säle des Palastes, seiner Innenhöfe und Kreuzgänge einfach nicht schwinden will. Ausdruck auch für den asketischen Lebensstil des streng katholischen  Monarchen.

Klosterkirche mit 72m hohen Glockentürmen und Außenhof des Escorial-Komplexes

Deckenfresken, Elemente der Kassettendecke und Interieur der königlichen Bibliothek

Das Pantheon: Die königlichen Gräber in der Krypta unterhalb der Klosterkirche

Herrschaftliche Räume im Escorial; Unten: Das benachbarte Laurentius-Kloster

(v.k.)

Mehr zum Thema:

zum Lesen/Anschauen:

  • Madrid-Zeit für das Beste, Bruckmann Verlag GmbH, München, 2014
  • Beadeker: Madrid
  • Kunst in Madrid, Ausgabe 2021
  • Museo Nacional del Prado: Museumsführer des Prado, 6. Auflage
  • Lion Feuchtwanger: „Die Jüdin von Toledo“, Taschenbuch der Weltliteratur, Aufbau-Verlag 1979

Internet:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249030/umfrage/groesste-staedte-in-der-europaeischen-union-eu/

flaggen-image: pixabay.com;  Karte: © OpenStreetMap-Mitwirkende

(v.k.)