3. März, 2024
Der heutige Hauptakteur zwischen dem meteorologischen (1.3.) und dem kalendarischen Frühlingsanfang (20.3.) ist die wärmende Sonne. Die Natur indes scheint noch wie betäubt und abwartend- war es das mit dem Winter?
„ Rein oder „raus mit den Gefühlen?
Die erste Frühlings-Wanderung führt uns in die historische Bergbaulandschaft nordöstlich von Freiberg. Genauer gesagt zu den Stollnmundlöchern im Einzugsgebiet der Freiberger Mulde zwischen Freiberg und Halsbrücke. Die Stolln sind zum großen Teil sowohl in ihrer alten Funktion oder zur Bewetterung noch in Betrieb.
Allgemein sind Stollen (Stolln) leicht ansteigend in den Berg getriebene Grubenbaue, die entweder zur Ableitung der Grubenwässer, zur Bewetterung oder zur Förderung aufgebracht wurden. Die auf unserer Tour zu sehenden gemauerten Mundlöcher sind die Ausgänge von unterirdischen Entwässerungsstolln, die durch die Verlagerung der bergbaulichen Aktivitäten in immer größere Teufen erforderlich wurden. Sie wurden ab dem 14. Jhd. zur Ableitung der anfallenden Grubenwässer über einen Kunstgraben („Roter Graben“) in die noch tieferliegende Freiberger Mulde aufgefahren. Dieser etwa 7km lange Kunstgraben, der aufgrund seines geringen Gefälles fast stillzustehen scheint, wurde 1612/13 angelegt. Eisenausscheidungen geben ihm seinen Namen. Alle auf unserer Wanderung noch sichtbaren Anlagen gehören der Himmelfahrt-Fundgrube, einem der größten (und reichsten) Freiberger Silberbergwerke *)
Am Beginn des Roten Grabens in Freiberg: Das Mundloch des Verträglichen Gesellschaft Stollns (oben) entläßt hier die Abwässer aus den Hauptgruben der Himmelfahrt Fdgr. und speist sie in den Roten Graben ein. Das gut erhaltene Huthaus der Grube „Verträgliche Gesellschaft“ (unten) wurde 1830 als Materialhaus mit Steigerwohnung und Scheidebank gebaut. In einer Scheidebank wurde das Erz vom tauben Gestein getrennt, eine Arbeit, die in der Regel von minderjährigen Knaben (Scheidejungen) ausgeführt wurde.
Der Thurmhof-Hilfsstolln wurde 1752-1753 erbaut und führte die Wässer von der Grube „Alte Elisabeth“ ab.
Über zahlreiche Stichleitungen gelangen die Grubenwässer vom Roten Graben schließlich in die Freiberger Mulde.
Der „Alte“: Vor dem Mundloch des Alten Tiefen Fürstenstollns (1384). Dieser und ein um 1540 im selben Erzgang nochmals flacher aufgefahrene Parallelstollen stellten bis zur Fertigstellung des 50km langen Rothschönberger Stollns im Jahre 1877 die bis dahin tiefste Wasserabführung in das Muldental dar. Im Hintergrund rechts das Schachthaus vom „Oberen Neuen Geschrei“, kurz vor Halsbrücke.
Der „Junge“: Das Mundloch des Hauptstolln-Umbruchs. Zwischen 1820-1850 wurde im System des Fürstenstollns und zum Schutz tieferer Abbaue der „Hauptstolln-Umbruch“ aufgefahren.
Wir haben Halsbrücke erreicht. Die ehemalige, um 1840 erbaute Erzwäsche der Grube „Oberes Neues Geschrei“ markiert den Endpunkt des ca. 7km langen Roten Grabens. Die massiv aus Bruchsteinen errichtete Wäsche enthielt ursprünglich ein Kunst-Rad zum Antrieb des Pochwerkes.
In der 1612 gegeründeten Schmelzhütte Halsbrücke wurde ein großer Teil der im Freiberger Revier gefundenen Silbererze verhüttet. Bei diesem Prozess wurde durch Rösten, Schmelzen, Treiben und Feinbrennen das für die sächsischen Kurfürsten so begehrte Silber gewonnen und zu Münzen geprägt. Durch die Gründung der Bergakademie Freiberg 1765 konnte die Technologie in den Hütten ständig verbessert werden. Nicht nur bei der Silberverhüttung, sondern auch der Veredlung/Produktion von Blei, Zink, Kupfer und Arsen. Links das Wahrzeichen von Halsbrücke, die „Hohe Esse“. Dieser 1889 erbaute 140m hohe Industrie-Schornstein galt seinerzeit als höchster Ziegelbau Europas. Mitte oben das hölzerne Schachthaus der Grube „Oberes Neues Geschrei“ und darunter die Tagesanlage des bis 1878 betriebenen 7.Lichtlochs. Ganz rechts: Der Frühling!
Glückauf, 2024!
*) Die Himmelfahrt-Fundgrube lieferte einen maßgeblichen Anteil an der gesamten Freiberger Silbererzförderung. So wird die Gesamtmenge des ausgebrachten Silbers zwischen dem ersten Silberfund (1168) und der vorübergehenden Bergbau-Stillegung (1913) auf ca. 5.000t beziffert. Zu ihrem damaligen Grubenfeld (mit einer unterirdischen Ausdehnung von 5x6km) gehörten solch ertragreiche Schachtanlagen wie der Abraham-, Turmhof- und Davidschacht, die Reiche Zeche und der Alte Elisabeth-Schacht.
Quellen:
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O. Wagenbreth, E. Wächtler: „Der Freiberger Bergbau“, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1986
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Der Freiberger Bergbau-Denkmale in Freiberg: „Himmelfahrt-Fundgrube und Roter Graben“; Lose Blatt-Sammlung, 1999
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Der Freiberger Bergbau-Denkmale in Freiberg: „Das Bergbaurevier Halsbrücke“; Lose Blatt-Sammlung, 1999
(v.k.)