Archiv der Kategorie: Geschichten aus dem Bayerischen Wald

Die Seele baumeln lassen…

„Waldwoge steht hinter Waldwoge, bis eine die letzte ist und den Himmel schneidet“ (Adalbert Stifter)

Wegbegleitung

Es ist wie seit Jahren… Und doch kehren wir immer wieder dorthin zurück: Zurück in die Berge und Wälder im Dreiländereck zwischen Bayern, Böhmen und Oberösterreich. Zurück in die Naturparadiese des Nationalparks Sumava und des Bayerischer Waldes:

File:Naturpark BayerischerWald topomap.png

Denn für uns gibt es kaum Schöneres als:

INNEHALTEN, wo die hohen Bergrücken von Bayerischem Wald und nördlich angrenzendem Böhmerwald sanft ineinander übergehen: Der Haidel am Goldenen Steig, der sagenumwobene Dreisesselberg und der Bayerische und Böhmische Plöckenstein. Innehalten im größten zusammenhängenden Waldgebirge Europas, wo sich die Natur auf großer Fläche nach ihren eigenen Gesetzen entwickeln darf. Speziell in den Nationalparks dieser Region, wo seltene Tiere wie Luchs, Auerhahn oder Habichtskauz Rückzugsräume finden, die es sonst kaum noch in Deutschland gibt:

„Sag niemals, daß etwas schön ist, bevor du nicht den Bayerischen Wald gesehen hast…“

EINTAUCHEN In die Romantik alter Säumerpfade zwischen Böhmen und Bayern und der fast vergessenen, weil verlassenen Dörfer im Grenzgebiet. Eintauchen und Staunen über die künstlich angelegten Wassergräben der Triftkanäle, die noch heute in ihrer Ursprünglichkeit erhalten und intakt sind. Und über die Ingenieurleistungen beim Bau des Schwarzenberger Schwemmkanals: Erbaut nach den genialen Plänen des Forstingenieurs Josef Rosenauer, wurde über dieses ausgeklügelte Trift- und Kanalsystem Holz aus dem Böhmerwald bis zur Donau und von dort bis Wien und Budapest  transportiert.

ZURÜCKKEHREN in das Quellgebiet der kalten Moldau bei Haidmühle und zur Quelle der warmen Moldau bei Kvilda. Zurückkehren zum tschechischen Bärenpfad (Medvedi Stezka) und natürlich zum Lipno-Stausee, unter dessen Wasserspiegel früher die Flußwindungen der Moldau das berühmte Moldauherz geformt hatten:

Wegbegleitung

Heute vom Stausee verschlungen: Das sagenumwobene Moldauherz- eines der schönsten Mäander der Moldau bei Oberplan

VERWEILEN in der Böhmerwaldkapelle am österreichischen Sulzberg, einer viel besuchten Gedenkstätte für die verlorene Heimat vieler Böhmerwäldler nach dem 2. Weltkrieg. Verweilen auch am benachbarten Moldaublick bei Schöneben mit (Turm-) Sicht auf das wellige, südböhmische Land im Norden: Mit Sicht auf die gegenüberliegenden Höhenrücken und das silberne Band des Moldau-Stausees. Mit Sicht auf die Ortschaften Neuhofen (Nova Pec), Schwarzbach (Cerna Posumavi) oder Friedberg (Frymburk)… Und mit Sicht auf Oberplan (Horny Plana), dem Geburtsort des berühmten Böhmerwalddichters Adalbert Stifter:

Die angestaute kalte und warme Moldau bei Oberplan

HINAUFSTEIGEN zum Hochkamm und der Dreiecksmark, wo die Ländergrenzen von Südböhmen, Oberösterreich und Bayern zusammenstoßen. Hinaufsteigen und bergan wandern, bis der Wald lichter wird. Bis dahin, wo die riesigen Granitböcke des Steinernen Meeres auftauchen und endlich das heut fast baumlose Grenzplateau erreicht ist. Ob In Richtung Westen zum Dreisesselberg oder ostwärts zu den Erhebungen von Plöckenstein, Hochficht oder Bärenstein: Wohin das Auge schaut, schimmern die bläulichen Waldrücken des Gebirges:

Blick vom Plechy, dem böhmischen Plöckenstein (1378m), auf das österreichische Mühlviertel

Auf dem mittlerweile fast kahlen Hochkamm im Winter: Die hintereinander liegenden Felsformationen von Dreisessel (1312m) und Hochstein (1332m)

ZUR RUHE KOMMEN am Stifterdenkmal, einem mehr als 15 m hohen Granitobelisken auf der „Seewand“ oberhalb des Plöckensteiner Sees. In über 1000m Höhe gelegen und in steil abfallenden Wäldern versteckt, birgt dieser dunkle Bergsee noch heute ungezählte Geheimnisse. Geheimnisse aus der Sagen und Märchenwelt dieser Region, die sich in vielen Erzählungen aus Stifters Feder wiederfinden:

Wegbegleitung

Der Plöckensteiner See mit Seewand…

Adalbert Stifter

…und Stifter-Denkmal

 

 

 

 

 

 

 

HINABSTEIGEN zu den bayerischen Lackenhäusern in Grenznähe zum österreichischen Schwarzenberg. Hinabsteigen zum Rosenberger Gut, in dem viele von Adalbert Stifters Romanen entstanden sind. Und Erzählungen, welche die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Landschaft beschreiben („Der Hochwald“, „Aus dem bayerischen Wald“, „Der Waldbrunnen“).

Goldener Steig, Dreisesselberg, Steinernes Meer, Plöckenstein, Hochficht und Schöneben -alles Zauberworte einer Welt, deren Schönheit und Mystik man sich kaum entziehen kann. Für uns willkommener Rückzugsort und ein Gesundbrunnen, aus dem wir jedes Jahr Besinnung und neue Kraft schöpfen. Gerade im Winter. Denn: Außerhalb der Nationalparks sind über 300km markierte Wanderwege, rund 200km Radwege und im Winter 80km gespurte Loipen, einschließlich der Bayerwaldloipe ausgewiesen. Hinzu kommen die über 1000m hochgelegenen und schneesicheren  Abfahrtspisten im Bayerischen Mitterfirmiansreuth und am österreichischen Hochficht… Unbeschreiblich, den Schneezauber dieser Jahreszeit zu erleben. Oder das Kläffen und Zerren der Huskys in ihren Geschirren bei internationalen Schlittenhunderennen in den Wäldern von Haidmühle zu beobachten. Oder der kalten Moldau bei frostigen Temperaturen auf ihrem länderübergreifenden Weg in die dunklen Täler des Sumava zu folgen…

Schnee und Eis in den Wäldern…

…auf den Bergen…

…und am sagenumwobenen, geheimnisvollen Dreisesselfelsen

Für mich gehört dieses Gebiet in der heutigen Grenzregion zu Tschechien zu den schönsten, die ich kenne. Vor mehr als 30 Jahren noch durch den Eisernen Vorhang getrennt, war es lange Zeit für uns mehr erahnbar als wirklich erlebbar. Und auch dies mit Hindernissen und Einschränkungen, die glücklicherweise nun Vergangenheit sind.


Alle Jahreszeiten im Böhmerwald/Bayerischen Wald sind einzigartig, wie der nachfolgende Imagefilm zeigt. Ein Grund, dieser Landschaft und seinen beiden Nationalparks so oft als möglich unseren Respekt und unsere Reverenz zu erweisen.

Unsere Erlebnisse im Bayerischen Wald sind als Tourenberichte hier angehängt und wollen als Beleg dafür verstanden werden:

Ruft man auf der START-Seite dieser Homepage die KATEGORIE „Geschichten aus dem Bayerischen Wald“ auf, erscheinen diese als Lose-Blatt-Sammlung und fein säuberlich nach Datum geordnet… 

images: 
• commons.wikimedia.org & de.wikipedia.org
• pixabay
• Wikimedia Commons CC-BY-SA-4.0/Periphrastika, File: Naturpark BayerischerWald topomap.png

(v.k.)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (8)

13.-21.02.2024

Unterwegs auf den Pisten des Hochficht

Da wir es auch in diesem Winter nicht lassen konnten, hier einige Bilder aus unserem obligatorischen Skidomizil im Dreiländereck von Böhmen, Bayern und Österreich. Konkret aus dem Ski-Areal des Hochficht im Österreichischen Mühlviertel des Böhmerwaldes. Trotz einer Höhe von ca. 1300m waren die Abfahrtshänge nur über Kunstschnee aus ungezählten Schneekanonen befahrbar. Schneemangel in einem Gebiet, das bislang als schneesicher deklariert war! Aus diesem Grund waren auch alle Langlaufloipen im benachbarten Langlauf-Plateau von Schöneben (Böhmerwald-Zentrum) gesperrt…

Als Hauptperson und cooler Snowboarder zu seinem 10. Geburtstag immer mit dabei: Unser Enkel Theo

(v.k.)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (7)

04. -12.02.2023

Auf dem verschneiten Hochkamm des Bayerisch-Böhmischen Waldes

Kammweg im Dreiländereck

Der Hochkamm des Bayerisch-Böhmischen Waldes im Dreiländereck ist kein spektakulärer Gratweg mit gigantischen Steilabfällen rechts und links wie in den Alpen. Aber gerade im Winter sicher ein unvergeßliches Erlebnis! Der etwa 5km lange Kammweg s.o. verläuft zwischen dem Dreisesselberg (1312m) im Westen, dem Bayerischen Plöckenstein (1364m), dem Dreiecksmark-Bergsattel (1320m) und dem 1378 m hohen Böhmischen Plöckenstein im Osten. Er ist in diesem Winter mit trittsicheren Schneeschuhen sicher am besten zu bewältigen, will man nicht unmittelbar neben dem festgetretenen Kammweg  bis zu den Hüften tief im Schnee einsinken…

Schon der Aufstieg zum Dreisessel von Haidmühle aus (900m) ist bei hohem Schnee durchaus als kleine Herausforderung anzusehen:

Der „Winterwanderweg“ zum Dreisesselberg…

…ist nicht viel mehr als ein schmaler Pfad durch knietiefen Schnee…

…unter Bäumen wie aus einem Wintermärchen

Am Ende des Aufstiegs und kurz vor dem Bergplateau eröffnet sich ein weites Panorama, das uns in mannigfaltiger Form und Aussicht auf dem weiteren Weg begleiten wird:

Die natürliche Baumgrenze…

…kurz vor dem Kammweg

Der Aufstieg ist geschafft, der Hochkammweg beginnt unmittelbar am Dreisesselhaus:

Das Dreisesselhaus und der gleichnamige, sagenumwobene Felsen, auf dem vor langer Zeit einmal drei Könige über ihre Ländereien und deren Grenzen beratschlagt haben sollen. Sicher aber nicht im Winter…

Von hier aus beherrschen bedrohlich wirkende Felsformationen, bizarre Baumformen und etwas größere „Kieselsteine“ den verschneiten Weg:

Vor dem zerklüfteten Gipfelfels des Bayerischen Plöckensteins (Trojmezna hora):

Nur mit Fernglas zu erkennen: Ortschaften im Bayerisch-Österreichischen Grenzgebiet

Dank Fernsicht und Teleobjektiv scheint auch der ferne Hochsteingipfel nur einen Steinwurf von uns entfernt…

Der Bergsattel der Dreiecksmark (Trojmezi) ist der wohl bekannteste Platz des gesamten Grenzgebirgskamms, da sich hier die Grenzlinien von Deutschland, Österreich und Tschechien treffen. Die Grenzziehung an diesem Punkt erfolgte im Jahre 1765 durch einen Vertrag zwischen dem Passauer Fürstbischof und Kaiserin Maria Theresia. Heute fast baumleer, war dieser Platz vor wenigen Jahrzehnten noch von dichtem Nadelwald umsäumt:

Am Gipfelkreuz des Böhmischen Blöckensteins (Plechy):

Der Blick vom Plechy nach Süden geht auf das Mühltal in Oberösterreich

Zeit zum Innehalten und Genießen

Da der Nachmittag weit vorangeschritten ist, ist der Entscheid für den Rückweg sicher nicht der schlechteste. Ab Dreisesselhaus steht zudem noch der Tiefschnee-Abstieg nach Haidmühle bevor. Und wenn sich die Wintersonne hinter den blauen Bergen „verkrümelt“, wird es noch einmal empfindlich kalt werden: 

(v.k.)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (6)

07. -14.02.2022

Und wieder auf verschneiten Wegen unterwegs… 

Nach zwei Jahren unfreiwilliger COV-19-Abstinenz haben wir sie endlich wiedergefunden, die Berge und verschneiten Wälder im Dreiländereck zwischen Bayern, Südböhmen und Oberösterreich! Es scheint alles noch genau wie zuvor im südöstlichsten Zipfel Deutschlands. Auch die gespurten Loipen und schneesicheren Pisten auf den Höhenlagen rund um den Dreisesselberg

Hier einige Bilder aus der Naturlandschaft des Grenzgebirges, von dem bereits Adalbert Stifter schwärmte: „Sag niemals, daß etwas schön ist, bevor du nicht den Bayerischen Wald gesehen hast!“.

„Waldwoge steht hinter Waldwoge, bis eine die letzte ist und den Himmel schneidet…“

Vor zwei Tagen hat es auf den Höhenzügen der Naturparks Bayerischer Wald/Böhmerwald geschneit…

…auch am Fuße des Duschlbergs bei Altreichenau. Im Hintergrund: Die Bergrücken des Böhmerwaldes in Oberösterreich.

Bei Postkartenwetter mit Langläufern unterwegs auf der A. Stifter-Loipe zwischen Neureichenau und Haidmühle. Im Hintergrund: Der von Stürmen schwer gebeutelte und seit Jahren fast kahle Dreisesselberg (1312m).

Am Almberg von Mitterndorf/Mitterfirmiansreuth (1139m): Blick auf die blaue (und leichte) Abfahrtspiste -idealer Übungshang für uns nach zwei „ausgefallenen“ Jahren…

Unsere Skiwanderung zum bewaldeten Haidel (1167m) beginnt bei schönstem Wetter, auf seinem Gipfel allerdings mcht sich dichter Nebel breit.

Skitour auf dem „Goldenen Steig“, früher eines der wichtigsten Handelsverbindungen zwischen Passau und Böhmen. Unten: Das Kirchlein Sankt Nepomuk, mit 1108m die höchstgerlegene Kirche im Bistum Passau

„Abends will ich schlafen geh`n“…

(v.k.)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (5)

01.02.-08.02.2020

Wenig Schnee am Bayerischen Dreisessel…

Was laut Schneebericht im Monat Januar für das polnisch/böhmische Riesengebirge gilt, muß nicht zwangsläufig für die Höhenlagen des Bayerischen Waldes zutreffen. Nicht immer gilt der Schneezauber des Dreisesselgebietes, wie im vergangenen Jahr erlebt und berichtet.

Zumindest in diesem Jahr gilt für das Dreiländereck zwischen Bayern, Böhmen und Österreich „Ski und Rodel nicht (!) gut“. Die kurzen Tage des diesjährigen Möchtegern-Winters sind hier kaum durch Schneeflocken erhellt worden. Grau-grüne Matten in 360° Panorama-Rundumsicht und leider auch im benachbarten Langlaufgebiet des Nordischen Ski-Zentrums von Schöneben (in ca. 1000m Höhe). Eine Landschaft unter glitzerndem Pulverschnee, dazu frischgespurte und frost-knirschende Neuschnee-Loipen: Allesamt Fehlanzeige!

Böhmerwald-Aussichten von Neureichenau mit einem spärlichen Anflug von „Weiss“

So bleiben nur die alpinen Abfahrten mit Kunstschnee aus den rund um die Uhr laufenden Schneekanonen. In der Ski-Schaukel der Hochficht-Arena im österreichischen Mühlviertel z.B. dreht sich Anfang Februar alles um Speed und Fun zwischen blauen, roten und schwarzen Pisten:

Im lockeren Gewölk der Beschneiungsanlagen: Die Ski-Arena am österreichischen Hochficht (1338m)

Eine weitere Alternative für uns zwischen Schmuddelwetter und dem angekündigten Orkantief „Sabine“: Erkundungen abseits der Pisten, hier in der Dreiflüssestadt Passau.

Passau am Zusammenfluß von Donau, Inn und Ilz: Cafe-Blick zu den Grenzfesten Ober- & Niederhaus

In Passau: Barocker Dom St. Stephan mit der größten Domorgel der Welt (5-teilige Orgel mit 17.974 Pfeifen)

(v.k.)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (4)

02.02.-09.02.2019

Schneezauber…

Auch in diesem Jahr sind wir wieder zu Gast in den verschneiten Wäldern und Loipengebieten des bayerisch-böhmisch-österreichischen Dreiländerecks: Sowohl in den Grenzgemeinden um Haidmühle/Neureichenau als auch im österreichischen Schöneben. Und in Sachen Abfahrtslauf in den bei 1300m liegenden Ski-Arenen um Mitterfirmiansreuth/BY und Hochficht/AT.

„Die Natur von ihrer frostigen Seite erleben, dafür ist der Bayerische Wald/Bavorsky les im Winter geradezu prädestiniert. Filigrane Eiskristalle, teils meterhohe Schneedecken und tiefe Stille zeichnen das Gebiet in der kalten Jahreszeit besonders aus. Zusammen mit dem Böhmerwald/Sumava bildet er mit 500km Länge und bis zu 1500m hohen Bergkämmen das größte zusammenhängende Waldgebirge Europas“  (aus: „Eine Landschaft, die verbindet“, Europäische Union/Fond für regionale Entwicklung)

Bayerischer Wald

Sankt-Wolfgang-Kapelle in Bischofsreuth

Bayerischer Wald

Winterwald am „Goldenen Steig“

Bayerischer Wald

Bis zum Frühjahr ist es auch für die jungen Bäume noch weit…

Bayerischer Wald

Im Hintergrund kaum auszumachen: Der sagenumwobene Dreisessel-Berg

Altreichenau

Am Adalbert Stifter Steig

Altreichenau

Auf der Brennerin-Loipe

Altreichenau

Unterwegs auf alten Säumerwegen: Am Goldenen Steig zwischen Passau und Prachatize

Altreichenau

Wunder der Natur: Schneekristalle

Altreichenau

Auf der Hochebene von Schöneben

Die Schönheit der Natur bestaunen und in Demut innehalten, ist das eine.

Daraus Kraft und neue Energie schöpfen, das andere: Außerhalb der bayerisch/böhmischen Nationalparks sind über 300km markierte Wanderwege, rund 200km Radwege sowie im Winter 80km gespurte Loipen, einschließlich der Bayerwaldloipe ausgewiesen. Worauf also warten wir noch?

Bayerischer Wald

Bayerischer Wald

(v.k.)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (3)

Am Osterbach-Triftkanal

Im Februar, 2018

Osterbachkanal

Osterbach-Triftkanal bei Haidmühle/Bayerischer Wald

Die Triftkanäle des Bayerischen Waldes und des Böhmerwaldes sind natürliche oder künstliche Wassergräben, die in erster Linie für den Abtransport des Holzes aus den Wäldern zur nächstgrößeren Wasserstraße angelegt wurden. Nach Norden zur Moldau, nach Süden über die Große Mühl zu Ilz und Donau. Die geringe Wasserführung dieser Kanäle erlaubte dabei nur den Transport von (ungebundenem) Brennholz in die holzhungrigen Städte. Dies in der Regel im Frühjahr und Herbst, da die angebundenen Flüsse in dieser Zeit mehr Wasser führten. Einer dieser Kanäle ist der Osterbach bei Haidmühle, der als Quellbach der Ilz bei Passau in die Donau mündet. Er wurde vor mehr als 100 Jahren für den Holztransport ausgebaut.

Osterbachkanal

Eine Qualität höher war der kontrollierte Transport von Holz und Stämmen („schwemmen“) über breiter und tiefer ausgebaute Kanäle. Unter Kontrolle der Holztreidler war damit ein weitaus wirtschaftlicherer Transport als über Waldwege und Landstraßen möglich. Ein Beispiel dafür ist der als achtes Weltwunder bezeichnete Schwarzenberger Schwemmkanal. Er beginnt ca. 6km weiter östlich auf böhmischer Seite und wurde im 18./19. Jhd. in mehreren Abschnitten erbaut. Der Schwemmkanal versorgte über böhmisches und österreichisches Böhmerwaldgebiet die Großstädte Passau und Wien mit Nutz- und Brennholz. Weltwunder? Der Kanal (Planung/Bauleitung durch Forstingenieur J. Rosenauer) überwindet durch einen Tunnel einen 400m breiten Bergrücken und damit die natürliche Wasserscheide zwischen Moldau und Donau!

Osterbachkanal

In der Vergangenheit wurden mit der Energie des Wassers übrigens mehr als 14 Millionen Raummeter Holz transportiert. Es steht auch geschrieben, daß das aus dem Böhmerwald geschwemmte Holz nach dem ersten Weltkrieg die Wiener Bevölkerung vor dem Erfrieren rettete…

OsterbachkanalDer ca. 50km lange Schwarzenberg-Schwemmkanal mit seinen Schleusen, Röschen und Tranportbrücken ist auch heute noch wasserführend. Er wurde in großen Teilen aufwendig restauriert und ist heute -wie auch der Begleitweg oben am Osterbach-Triftkanal- ein herrlich angenehmer und schattiger Wanderweg. Nutzbar im Sommer auch als Radweg, im Winter als gespurter Skiwanderweg- Ski heil!

(vk)

image: commons.wikimedia.org

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (2)

Im Februar, 2017

Ein Besuch im Rosenberger Gut

Das Rosenberger Gut gehört zur bayerischen Gemeinde Lackenhäuser und liegt im Dreiländereck von Bayern, Österreich und Böhmen. Konkret am Fuße des bayerischen Plöckensteins/1363m und des benachbarten 1379m hohen Plechy, der höchsten Erhebung des östlichen Böhmerwaldes. Das Gut wurde 1818 von Matthias Rosenberger, einem Gastwirt und Händler erbaut. Zu seinen „Händeln“ im Grenzgebiet gehörte auch der Branntweinschmuggel incl. Verkauf von Schmuggelware.

Was das Gut so berühmt gemacht hat, ist der mehrmalige Aufenthalt des Böhmerwalddichters Adalbert Stifter in seinen Gemäuern. Auch die Freundschaft zwischen ihm und dem Sohn des Erbauers, Franz Xaver Rosenberger. Über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten entstanden hier einige seiner schönsten Erzählungen, Zeichnungen und Romane. Zur Erinnerung an Aufenthalt und künstlerisches Schaffen Stifters wurde im „Ladenstöckl“ des Rosenberger Gutes ein modernes und in vieler Hinsicht bemerkenswertes Museum geschaffen.

Adalbert Stifter

Adalbert Stifter

Adalbert Stifter

 

 

 

 

 

 

Wenn heute ein Gast fragt, was er dieser Landschaft und Region unbedingt gesehen haben muß, dann wird meist geantwortet: Er muß auf dem Plöckenstein und dem Dreisesselberg gestanden sein, das Dreiländereck und auch das Stifter-Museum im Rosenberger Gut besichtigt haben.

Ich würde dies so ergänzen wollen: Er sollte auch einen Teil des Goldenen Steigs (=alter Handelweg zwischen Prachatice und Passau) gewandert sein. Und er sollte die Quelle der warmen Moldau, den Schwarzenberg-Schwemmlandkanal sowie das „Auge Gottes“, den Plöckensteiner See gesehen haben. Auch die Böhmerwaldkapelle und den Moldaublick bei Schöneben im österreichischen Mühlviertel sowie Moldaustausee und Horni Plana auf der tschechischen Seite. Und… und… und…

Doch fangen wir erst einmal mit der Rosenberger Gut an…

Adalbert Stifter

Rosenberger Gut: Das Ladenstöckl in Lackenhäuser

Ob und wie sich junge Menschen Adalbert Stifter im 21. Jahrhundert vorstellen können, versucht nachfolgendes Filmexperiment zu beantworten. Es beleuchtet skizzenhaft die Vita des Schriftstellers, des Malers, Pädagogen und Schulrates, des Landeskonservators für Oberösterreich und schließlich des Hofrates im Ruhestand. Und des genialen Beobachters der Natur, der von sich selbst sagt:  „Das Wehen der Luft, das Rieseln des Wassers, das Wogen des Meeres, das Grünen der Erde, das Schimmern der Gestirne halte ich für groß; das prächtig einherziehende Gewitter, den Blitz, welcher Häuser spaltet, den Sturm, der die Brandung treibt, das Erdbeben, welches Länder verschüttet, halte ich nicht für grösser.“

Nachtrag: Der 2005 in Linz gedrehte Streifen ist ein Unterrichtsfilm im Auftrag des Bildungs- und Medienzentrums des Landes Oberösterreich

image: de. wikipedia.org

(v.k.)

Geschichten aus dem Bayerischen Wald (1)

Samstag, 18.02.2017

Ein Hauch von Alaska

Wenn sich die Elite der Schlittenhundelenker im Winter im Bayerischen Wald trifft, muß natürlich Schnee liegen. Möglichst so viel Schnee, so wie im Norden Kanadas oder Russlands, wo Hundegespanne alltägliches Transportmittel sind.

Huskyrennen

Diese Bedingungen plus eine Mütze gutes Wetter sind zum diesjährigen internationalen Schlittenhunderennen am 18. und 19.02. im bayerischen Haidmühle auf jeden Fall gegeben. In 800m Höhe und Im Dreiländereck von Bayern, Österreich und Böhmen gelegen, gilt das waldreiche Gebiet schon immer als relativ schneesicher. Musher aus ganz Europa mit ca. 100 Gespannen von Sibirian Huskies, Alaskan Malamutes, Samojeden oder  Grönlandhunden sind hier zum sportlichen Wettkampf angetreten: In verschiedenen Kategorien und Klassen (Gespanngröße, offen/reinrassig) geht es auf die verschneiten und gut präparierten Trails im Waldgebiet rund um den 1160m hohen Haidel. Dabei sind in Sprint- oder Distanz-Wettbewerben Strecken zwischen 4km (Zweiergespanne) und 42km (Sechs bzw. zwölf Hunde)  zurückzulegen. Wenn man so will, ein Wintermarathon, bei dem Mensch und Tiere ihre Kräfte messen können.

Bevor die Gespanne starten, ist In der ganzen Gegend das Kläffen und Jaulen der aufgeregten Hunde zu hören. Begierig kratzen ihre Pfoten über den Schnee, in den letzen Minuten vor dem Start sind die Tiere nur mit großer Anstrengung ihrer Musher im Geschirr zu halten. Erst mit dem „Go“ an der Startlinie zieht der aufgeregte Pulk los…

Huskyrennen

An beiden Tagen und während der Rennen sind zur Sicherheit übrigens einige der Loipen im Bereich Haidmühle gesperrt.

(v.k.)