Archiv der Kategorie: ► Wegbegleiter

Wegbegleiter sind wie Meilensteine an Weggabelungen, die ein Gefühl der Sicherheit bei Krisen oder schwierigen Entscheidungen vermitteln. Und die an das Urvertrauen in unser Leben erinnern. Vielleicht so wie tief verankerte Überzeugungen  oder Annahmen über die Welt oder uns selbst. Meine persönlichen Wegbegleiter sind ganz besondere Bilder, Texte und Gedanken. Oder auch Reflexionen über für mich einmalige oder wichtige Ereignisse. Sie sind damit- wenn man so will- ein Stück Wertesystem meines Lebens.

Der Film des Lebens

Der Film des Lebens…

Hör‘, was geheime Wissenschaft verkündet:
In jenem allerletzten Augenblick,
Wo sich dein Geistiges vom Körper trennt
Und in das Ätherreich des Ew`gen mündet.
Wo es den Schmerz der Zeit nicht kennt –
In jenem allerletzten Augenblick
Rollt sich dir magisch mit Sekundenschnelle,
Volldeutlich bildhaft und in Farbenhelle
Noch einmal ab dein irdisches Geschick!
Du siehst auf Mutter und Geburt zurück
Und siehst in langer, wechselvoller Reihe,
Seltsam umschauert von der letzten Weihe,
All das, was dir vergönnt war, durchzuleben!
Du siehst Geschehenes vorüberschweben,
Liebe und Haß, Gewalt’ges und Gemeines,
Glück, Unglück, Sieg und Niederlage,
Den holden Glanz versunkener Frühlingstage,
Die unerhörte Pracht der Welt des Scheines!
Des Sommers Fülle, alle Herrlichkeit,
Mit der dein schöner Pfad war benedeit!
Kunst und Natur und Spiel und Scherz,
Die Lust, die jauchzend überquoll,
Dein Bettleraug‘, von Tränen übervoll,
Dein Kinderlachen und den Mannesschmerz!
Und alles das, Erhab’nes, Großes, Kleines,
War einst ein Menschenleben und war deines!
Ja, hör‘, was heimlich Wissen dir verkündet:
Du schaust im allerletzten Augenblick,
Wenn Geistiges in seine Heimat mündet,
Noch einmal, wie es abrollt, dein Geschick,
Du schaust in der Sekunde des Hinüberschwebens
Den Film des eig’nen, wunderreichen Lebens!

Max Hayek

image: pixabay
Quellen:
♦ Siber, Stephan: „Max Hayek- Ein Wiener Schriftsteller, der zweimal Rudolph Steiner begegnete“; Schweizer Mitteilungen, I-2016, Seite 8 ff. (Die „Schweizer Mitteilungen“ sind das Publikationsorgan der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz)
♦  https://www.volkerkliem.de/das-leben-das-ich-selbst-gewaehlt-2/

(v.k.)

Letztes Lied…

Ich werde fortgehn, Kind. Doch Du sollst leben
Und heiter sein. In meinem jungen Herzen
Brannte das goldne Licht. Das hab ich Dir gegeben,
Und nun verlöschen meine Abendkerzen.
Das Fest ist aus, der Geigenton verklungen,
Gesprochen ist das allerletzte Wort.

Bald schweigt auch sie, die dieses Lied gesungen.
Sing Du es weiter, Kind, denn ich muss fort.
Den Becher trank ich leer, in raschem Zug
Und weiß, wer davon kostete, muss sterben …
Du aber, Kind, sollst nur das Leuchten erben
Und all den Segen, den es in sich trug:
Mir war das Leben wie ein Wunderbaum,
von dem in Sommernächten Psalmen tönen.
– Nun sind die Tage wie geträumter Traum;
Und alle meine Nächte, alle – Tränen.
Ich war so froh. Mein Herz war so bereit.
Und Gott war gut. Nun nimmt er alle Gaben.

In Deiner Seele, Kind, kommt einst die Zeit,
soll, was ich nicht gelebt, Erfüllung haben.
Ich werde still sein, doch mein Lied geht weiter.
Gib Du ihm deinen klaren, reinen Ton.
Du sei ein großer Mann, mein kleiner Sohn.
Ich bin so müde – aber Du sei heiter.

Mascha Kaléko ~ Letztes Lied

(v.k.)

01.10.2023


Die Blätter fallen so wie Vögel fliegen. Sie schwärmen aus, doch kehrn sie nicht zurück.

So fällt die Zeit von uns: Wir unterliegen. Und merken spät: Auch wir sind zu besiegen.

Da strecken wir uns in der Sille noch ein Stück.

(Eva Strittmatter)

 

12.08.-20.08.2022: Kurzurlaub in Juliusruh/Rügen

Sommer-Romantik: Sonnenuntergang auf dem Bug bei Dranske/Rügen

Ein weithin unverstellter Blick gen Westen: In der Abenddämmerung sind die Umrisse der Insel Hiddensee von Dranske aus recht gut auszumachen (oben). Sie verwischen, werden schemenhaft und verschwinden, wenn der Feuerball (an diesem Tag leider hinter den Wolken) im Meer versinkt…

Die Hauptperson zu ihrem 10. Geburtstag in Juliusruh: Unser Enkelkind Silja 

(v.k.)