ALCATRAZ

The Rock- Die Gefängnisinsel ALCATRAZ

Eine ganz spezielle Nachlese zur USA-Rundreise 2023

Die Ansicht der Insel in der San Francisco-Bay

Krankenhäuser, Hotels, verlassene Burgen – es gibt Orte, die Besucher das Fürchten lehren. Einer der unheimlichsten Orte Amerikas ist die ehemalige Gefängnisinsel ALCATRAZ, nicht nur der einst furchtbaren Haftbedingungen wegen.

Die Insel liegt in der Bucht von San Francisco, etwas mehr als 2 Kilometer vom Festland entfernt. Sie ist 500 Meter lang und umfaßt eine Fläche von 85.000 Quadratmetern (9ha). Dabei ist ihre Lage inmitten der Bay mit herrlichem Blick auf die Skyline von San Francisco einzigartig. Rechter Hand die Oakland Bridge, linker Hand die Golden Gate Bridge und im Norden der Blick nach Sausalito.

Im Jahr 1854 wurde auf der Insel der erste Leuchtturm an der US-amerikanischen Westküste errichtet. Es war der erste Leuchtturm im gesamten Pazifikbereich der Vereinigten Staaten. Alcatraz wurde zunächst als Standort für ein befestigtes Fort genutzt, aber bald (ab 1861) auch als Gefängnis für Kriegsgefangene. Als US-Bundesgefängnis wurde die offiziell als „U.S. Penitentiary, Alcatraz“ bezeichnete Anstalt am 1. Juli 1934 eröffnet und -nach nur 29 Jahren Betrieb- am 21. März 1963 wieder geschlossen. Nachdem sie 1972 unter die Aufsicht des US National Park Service gestellt wurde, ist das einstige US-Gefängnis bei San Francisco heut eines der bekanntesten Touristenziele der USA und hautnah erlebbare Geschichte.

Alcatraz war das Gefängnis für die schwersten Fälle, die in anderen Gefängnissen nicht “sicher genug” verwahrt waren. Mörder und Schwerverbrecher, Unruhestifter und Gewalttäter – das war das Klientel dieses Gefängnisses, das nie den Anspruch einer Resozialisierung hatte. Von 1934 bis 1963 saßen dort insgesamt 1.576 Verbrecher ein, jedoch nie mehr als 250 Insassen gleichzeitig und jeder von ihnen im Durchschnitt rund 10 Jahre. Unter den berühmtesten Gefangenen befanden sich so bekannte Gangster wie Al Capone (1934–1939), Robert Franklin Stroud (1942–1959), Machine Gun Kelly (1934–1951), Alvin „Creepy“ Karpis (1936–1962) oder der deutsche Spion Erich Gimpel (1945–1955).

Von Anfang an galt die Gefängnisinsel in der Bay von San Francisco als absolut ausbruchsicher. Das eiskalte Wasser und die starke Strömung um die Insel mache ein Entkommen unmöglich, betonte das Federal Bureau of Prisons (BOP), das für die Verwaltung aller Bundesgefängnisse in den USA zuständig war. Ein genau so großes Hindernis waren dabei nicht Wachposten, Mauern oder Stacheldraht, sondern die tödlichen Haie in der Bucht von San Francisco.

Auch 60 Jahre nach seiner Schließung noch zu besichtigen: Teile des Hochsicherheits-Gefängnistrakts

Trotz allem: In den 29 Jahren zwischen 1934 und 1963, in denen das Gefängnis Insassen hatte, versuchten insgesamt 36 Männer in 14 unabhängigen Fluchtversuchen von Alcatraz zu fliehen. Offiziell ist niemandem bekannt, wie viele der Insassen erfolgreich entkommen sind. Die meisten von ihnen wurden jedoch bei der Flucht ertappt, einige von ihnen erschossen oder ertränkt. Von fünf Insassen jedoch gibt es keine sicheren Hinweise auf den Tod, was dem Mythos der Ausbruchsicherheit erhebliche Kratzer beigebracht und zu zahlreichen Legenden über die vermeintlichen Ausbrüche geführt hat:

So war der Ausbruch von Theodore Cole und Ralph Roe im Jahr 1937 möglicherweise erfolgreich. Offiziell gilt Cole, wie auch Roe, als verschollen und wurde bald nach seinem Verschwinden für tot erklärt. Es wird angenommen, dass die beiden bei dem Versuch, (wahrscheinlich mit Hilfe eines selbstgebauten Floßes) bei kaltem Dezemberwetter ans Festland zu schwimmen, erfroren und/oder ertrunken sind und ihre Leichen danach vom Meer abgetrieben und „verschluckt“ wurden.

Im Juni 1962 gelang drei weiteren Sträflingen die Flucht: Am Abend des 11. Juni flohen die Brüder John und Clarence Anglin sowie Frank Morris mit einem selbstgebauten Gummiboot und Schwimmhilfen aus Regenmänteln und Klebstoff. Die Flucht über die Bay traten sie in einem aus Regenmänteln gebastelten Schlauchboot an. Ihr Verschwinden wurde erst 9 Stunden nach ihrer Flucht bemerkt. Die drei gruben sich mit gestohlenem Essbesteck einen Tunnel aus dem Gefängnistrakt. In ihren Betten hinterließen sie Kopfattrappen, die bei den Wärtern keinen Argwohn hinterließen. Paddel und Reste des Schlauchbootes wurden später am Festland gefunden. Weiterhin persönlichen Sachen auf Angel Island, 2 Meilen nördlich von Alcatraz und auch Fußspuren, die vom Strand weg führten. Unklar ist, ob die 3 Kriminellen die Überfahrt überlebt haben oder nur die Reste des Schlauchbootes nach dem Kentern angespült wurden. Ihre Leichen konnten jedenfalls nie gefunden werden. Zwar hielt man nach der Flucht lange Zeit an der Überzeugung fest, dass die 3 ertrunken seien – zwischenzeitlich wurden sie 1979 sogar offiziell für tot erklärt – jedoch nahm man mangels Beweises diese These 1993 wieder zurück. Noch heute stehen die 3 auf der Liste der meist gesuchten Verbrecher im nördlichen Kalifornien (Northern California Most Wanted), wo sie mit künstlich gealterten Fotos abgebildet sind.

Die Geschichte wurde 1979 als Vorlage für eine Romanverfilmung von Donald Siegel mit Clint Eastwood in der Hauptrolle des Ausbrechers Frank Morris genutzt. Die „Flucht von Alcatraz“ ist ein spannendes Gefängnisdrama, das auf eben dieser Begebenheit beruht. Auf der legendären Gefängnisinsel wurde eine weitere Reihe filmischer Klassiker gedreht, unter anderem John Frankenheimers Gefängnisdrama „Der Gefangene von Alcatraz“ (USA 1962) oder Michael Bays „The Rock – Fels der Entscheidung“ (USA 1996).

Im Cellhouse von Alcatraz gibt es 336 Zellen für die „Hauptlinie“ und 42 Zellen für die „Einzelhaft“, die den Insassen keinerlei Privatsphäre bieten. Der Gefangene der gegenüberliegenden Zelle kann alles genau mitverfolgen – und umgekehrt. Die Räume sind eng und kalt. 1,52 Meter breit, 2,74 Meter tief und 2,13 Meter hoch, mit zementierten Wänden, einem Bettgestell aus Stahl mit einer dünnen Matratze, ein Waschbecken mit einem Wasserhahn für kaltes Wasser, eine Toilettenschüssel ohne separate Sitzbrille und ein kleiner von der Wand herunterklappbarer Tisch mit Stuhl…

Ist San Francisco über das Wasser erreichbar ?

Heutzutage können Schwimmer an den Alcatraz Crossings teilnehmen. Die 2,4 Kilometer breite Wasserstrasse zwischen Alcatraz und dem Marina Greenbeach von San Francisco bildet auch für die Athleten des «Escape from Alcatraz»-Triathlons die eigentliche Herausforderung. Nach dem Startsprung in das 12 Grad eiskalte Wasser muss man sich wohl oder übel sofort in Bewegung setzen. Die Einschätzung eines Teilnehmers: „Auf die Kälte war ich mental vorbereitet, zu wenig aber was den turbulenten Wellengang betraf. Die Übersicht wurde äusserst schwierig, nicht zuletzt auch wegen der starken horizontalen Strömung. Nach 44 Minuten erreichte ich das Festland; unterkühlt bis auf die Knochen, aber glücklich ‹die Flucht von Alcatraz› geschafft zu haben.»

Die Bucht von San Francisco und auch Alcatraz waren eines unserer Rundreise-Ziele in den Südwesten der Vereinigten Staaten. Hier der Link

(v.k.)