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Letztes Lied…

Ich werde fortgehn, Kind. Doch Du sollst leben
Und heiter sein. In meinem jungen Herzen
Brannte das goldne Licht. Das hab ich Dir gegeben,
Und nun verlöschen meine Abendkerzen.
Das Fest ist aus, der Geigenton verklungen,
Gesprochen ist das allerletzte Wort.

Bald schweigt auch sie, die dieses Lied gesungen.
Sing Du es weiter, Kind, denn ich muss fort.
Den Becher trank ich leer, in raschem Zug
Und weiß, wer davon kostete, muss sterben …
Du aber, Kind, sollst nur das Leuchten erben
Und all den Segen, den es in sich trug:
Mir war das Leben wie ein Wunderbaum,
von dem in Sommernächten Psalmen tönen.
– Nun sind die Tage wie geträumter Traum;
Und alle meine Nächte, alle – Tränen.
Ich war so froh. Mein Herz war so bereit.
Und Gott war gut. Nun nimmt er alle Gaben.

In Deiner Seele, Kind, kommt einst die Zeit,
soll, was ich nicht gelebt, Erfüllung haben.
Ich werde still sein, doch mein Lied geht weiter.
Gib Du ihm deinen klaren, reinen Ton.
Du sei ein großer Mann, mein kleiner Sohn.
Ich bin so müde – aber Du sei heiter.

Mascha Kaléko ~ Letztes Lied

(v.k.)

Abstände

Im April, 2020

Unsere Urlaubsreise in das Dilemma der CORONA-Pandemie habe ich bereits auf unserer Reise-Seite beschrieben. Seitdem hält das Leben im Shut down-Modus der Nicht-Normalität an. Inmitten von massiven Einschränkungen, die nicht nur unsere sozialen Bindungen zu zerreißen scheinen, sind verläßliche Fixpunkte geradezu ein Volltreffer. Doch diese sind rar, Prognosen zu den nächsten Wochen sind aktuell schwer zu ertragen und auch schwer zu beeinflussen. Die wundervollen Einschränkungen, die kluge Köpfe ausgetüftelt haben, bedeuten üble Konsequenzen, unter denen wir womöglich noch lange zu leiden haben. Uns bleiben neben den extremen Grundrechtsbeschränkungen nur Abstand, Hygiene und stoische Disziplin. Und das Vertrauen in ein gutes Gesundheitssystem, um das uns die ganze Welt beneidet.

Auch wenn die gesundheitspolitische Dramaturgie die Wende aus dem labilen Gleichgewicht hinbekommt: Die Gesellschaften dieser Welt stehen absehbar vor riesigen Problemen einschließlich schwerer wirtschaftlicher Rezensionen. Die letztendlichen Dimensionen der Seuche und ihre Auswirkungen auf das zukünfige Leben sind gegenwärtig nicht abschätzbar.

Bankenkrise 2008, Flüchtlingskrise 2015, nun ist unsere Gesellschaft mit dem COVID-19 Killervirus gehörig durcheinandergeraten. Dabei macht das Leben schon immer, was es will. Doch bei aller Angst, Unsicherheit und Aufgeregtheit: Wir dürfen diesem Leben eine Weile zusehen, mehr aber auch nicht…

(v.k.)