13.03.2023
Kann ein mehr als 200 Jahre altes Lied sanfter Gegenspieler der drei bösen Geister Menschenverachtung, Hetze und Krieg sein? Der Geister, welche fast täglich aus den Konfliktgebieten dieser Welt und der Ukraine zu uns finden und uns jedesmal neu zusammenzucken lassen?
Vielleicht. Was sonst soll es sein, daß mir dieses Lied seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht? Mich umtreibt und einfach nicht mehr losläßt?
„Der gute Kamerad“ oder nach seiner Anfangszeile „Ich hatt` einen Kameraden“ ist ein traditionelles Klagelied der deutschen Armeen einschließlich der heutigen Bundeswehr und des österreichischen Bundesheeres. Den Text entwirft im Jahre 1809 der in Tübingen lebende Dichter Ludwig Uhland. Seine unmittelbare Inspiration zu dieser Ballade basiert auf aktuellen Geschehnissen während der Befreiungskriege gegen Napoleon. Konkret dem Einsatz badischer Truppen gegen die aufständischen Tiroler unter Andreas Hofer (das Großherzogtum Baden war als Mitglied des Rheinbundes Unterstützer und Truppensteller des Napoleonischen Feldzuges im Kampf gegen Österreich und Tirol). 1825 vertont es der ebenfalls in Tübingen wirkende Komponist und Musikpädagoge Friedrich Silcher in Anlehnung an eine Schweizer Volksweise.
Das Lied, das weder Heldenhaftes noch kriegerische bzw. politische Überheblichkeiten an sich hat, gehört bis heute zum kulturellen Gedächtnis der Deutschen. Es hat mit Stolz und Kameradschaft, aber auch mit Selbstlosigkeit und Respekt unter den Soldaten zu tun und wird sowohl im europäischen Raum als auch international gesungen oder aufgeführt. So wurde „Der gute Kamerad“ („the good comrade“) u.a. auch von der französischen Fremdenlegion und mehreren lateinamerikanischen Ländern übernommen und gehört dort zum traditionellen Liedgut der Streitkräfte.
„Es drückt ein universelles Gefühl aus, das vielleicht am besten von Veteranen und Kriegsteilnehmern verstanden wird.“ (aus: „German History“)
Nach meinem Empfinden ist dieses Abschiedslied eines der ehrwürdigsten und bewegendsten Stücke deutscher Musikgeschichte. Und in dieser alten Aufnahme mehr als authentisch. Die zu Herzen gehende Weise ist unsagbar erschütternd und berührt zutiefst… Kann man einem Freund und Kameraden mehr Ehre erweisen? Beim Spielen des Liedes ist von Uniformierten der militärische Gruß zu erweisen; eine Geste, die ansonsten nur einer National- oder Landeshymne zusteht. Man sollte nie vergessen, es immer mit dem nötigen Respekt und niemals in unwürdiger Art und Weise anzuhören oder zu singen:
I n m e m o r y o f a l l t h e f a l l e n c o m r a d e s i n c o u n t l e s s w a r s a n d b o t h w o r l d w a r s , R. I. P. …
Literatur:
♦ http://de.instr.scorser.com/CC/Klavier/Friedrich+Silcher/Der+gute+Kamerad.html
♦ https://deutschelieder.wordpress.com/?s=der+gute+kamerad
♦ http://apps.vol.at/tools/chronik/viewpage.aspx?viewtype=artikel&id=59&left=artikel
♦ https://de.wikipedia.org/wiki/Badische_Armee#cite_ref-19
♦ Zech, Karl von Probeck: „Geschichte der Badischen Truppen 1809 im Feldzug der Französischen Hauptarmee gegen Österreich“, Winter-Verlag, Heidelberg
(v.k.)