Schlagwort-Archive: Mittelsächsisches Theater

„Die Päpstin“ im Mittelsächsischen Theater Freiberg

16.03.2024

WER BIN ICH GOTT, WAS HAST DU MIT MIR VOR?

„Vor dem historischen Hintergrund des frühen 9.Jahrhunderts, Machtkämpfen innerhalb des Kaiserreichs, aber auch zwischen Papst und Kaiser, spielt sich eine nahezu moderne Emanzipationsgeschichte ab: Gegen alle Widerstände in der Familie und in der Gesellschaft lernt die kleine Johanna, Tochter eines Dorfpfarrers, lesen und schreiben und kann in Männerkleidern sogar studieren. Wissenkraft und Klugheit bahnen ihr den Weg zu einer unglaublichen Karriere, die sie- natürlich als Mann- bis auf den Papstthron führt…“  (1)

Das Musical „Die Päpstin“, das am 16.03. auch in Freiberg Premiere feierte, wurde nach dem gleichnamigen Romanbestseller der amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross entwickelt und 2011 in Fulda zur Uraufführung gebracht. Seitdem feiert „Die Päpstin“ in verschiedenen deutschen Städten, aber auch in Brünn und Budapest große Erfolge.

Image: Pixabay
Quellen:
(1): Mittelsächsisches Theater: Spielzeitheft 2023/24

(v.k.)

Eröffnung der Theaterspielzeit 2019/2020

7.9.-8.9.2019

Theater

 

An diesem Wochenende ist beides möglich: Die offizielle Spielzeiteröffnung und der Blick hinter die Kulissen des Mittelsächsischen Theaters. Eingeladen haben der Intendant, seine Mitarbeiter und ein großes Ensemble, um das Repertoire von Musiktheater, Schauspiel und Konzertmusik der kommenden Saison vorzustellen. Sowohl die musikalischen Kostproben zu den Neuinszenierungen (von Fidelio bis zur Csardasfürstin), zu Schauspiel-Vorstellungen für Jung und Alt sowie interessanten Leseproben aus Heines Wintermärchen machen Appetit auf die kommende Spielzeit am Buttermarkt!

TheaterTheater

Wem das nicht genügt (hat), ist am Sonntag zur öffentlichen Theaterführung im Rahmen des Offenen Denkmalstages eingeladen. Eingangs: Zu den Spielstätten des Mittelsächsischen Theaters  gehören die Bühnen in Freiberg und Döbeln, sowie die Seebühne Kriebstein. Die komplette Theaterproduktion und -Vorbereitung für alle o.g. Bühnen wird jedoch ausschließlich in Freiberg abgewickelt! Ein Grund mehr für die Teilnahme an dieser Führung, denn Große Bühne und Technikraum, Theaterfundus, Malsaal, Maskenbildnerei, Schneiderei, Dekoration und Werkstätten sind an diesem Tag hautnah erlebbar.

Theater

Im Mittelsächsischen Theater Freiberg

Theater

Alles in einem Gebäude-Komplex: Technik in der BIB, Theater-Malsaal, Fundus, Maske und Orchester-Probenraum

(v.k.)

Freibergs „Maria Stuart“

15. November 2018

Die Oper „Maria Stuart“ von Gaetano Donizetti steht ab Oktober dieses Jahres auf dem Spielplan des Mittelsächsischen Theaters. Große Oper um eine große Geschichte.

Der Stoff ist britannisch-europäisch und liegt mehr als 400 Jahre zurück. Dabei ist der mächtige Konflikt zweier Königinnen am Ausgang des 16.Jahrhunderts an Dramatik, politischem Ränkespiel und bedingungslosem Machtanspruch kaum zu überbieten. Denn es geht um alles. Es geht um die Krone des Königreichs England und um den einzig wahren Glauben. Über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren entwickeln sich Zwist und Intrigen, Argwohn, Feindschaft und Haß zwischen zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Zwischen Maria, der strenggläubigen katholischen Königin Schottlands und ihrer protestantischen Gegenspielerin Elisabeth I. von England. Spontan und emotional die eine, zu Komplotten und Verschwörungen Zeit ihres Lebens nicht abgeneigt. Nach zwei verhängnisvollen Ehen behauptet sich Maria Stuart in dem zwischen Protestanten und Katholiken zerrissenen Land, bis sie Zuflucht in England sucht. Daneben abwägend und klug sowie politisch agierend die andere, die „jungfräuliche“ Elisabeth. Vom Bastard zur Königin erhoben, trotzt sie der spanischen Armada und den Forderungen des Papstes und formt ihr Land zur führenden Macht Europas.

„Maria Stuart“ läßt uns teilnehmen am Aufeinandertreffen zweier dominanter Königinnen, beide gleich an Willenskraft und Herrschaftsanspruch. Am Schluß hat Maria Stuart weniger Angst zu sterben, als Elisabeth, das Todesurteil ihrer Feindin zu unterzeichnen.

Elisabeth

Elisabeth I. Tudor, 1533-1603, Königin von England

Elisabeth an Mary, Königin der Schotten, Oktober 1586:

„Auf mannigfache Art und Weise habt Ihr mir nach dem Leben getrachtet und versucht, durch Blutvergießen mein Königreich zu vernichten. Nie bin ich so grausam gegen Euch vorgegangen, sondern habe Euch immer geschützt und Euch geholfen wie mir selbst. Euer Verrat wird Euch nachgewiesen und aller Welt offenbar werden. Es ist mein Wille, daß Ihr den Edlen und Pairs des Königreiches antwortet, als wäre ich selbst zugegen. So verlange, will und befehle ich, daß Ihr antwortet, denn ich kenne Eure Anmaßung nur zu gut. Seid offen und ohne Hinterhalt, so werdet Ihr um so eher Gnade von mir erlangen.“

 

Maria Stuart

Maria Stuart, 1542-1587, Königin von Schottland

Maria an Elisabeth, 19.Dezember 1586 :

„Ich habe von jenen, in deren Hände Ihr mich gegeben habt, die Ermächtigung nicht erlangen können, Euch selbst darzulegen, was ich auf dem Herzen habe. Sowohl um mich von dem Vorwurf zu entlasten, irgend bösen Willens oder des Gelüsts, Grausames oder Feindseliges gegen mir Blutsverwandte zu planen. Wie auch um Euch liebevoll übermitteln zu können, was mir zu Euerm eigenen Schutz und Heil dienlich schien. Zeihet mich nicht der Überheblichkeit, wenn ich beim Verlassen dieser Welt Euch daran erinnere, daß ein Tag kommt, da von Euch Rechenschaft gefordert wird.

 

 

Fazit: Ein besonderer Theaterabend in der der Theater-Spielstätte Nikolaikirche. Emotional und tragisch bis zur Katastrophe. Dabei stimmgewaltig und unbedingt ansehenswert- nicht zuletzt auch wegen der aufwendigen und stilvollen Kostüme.


PS: Maria Stuart wird 1586 im Zusammanhang mit nachgewiesenen Verschwörungen gegen die englische Königin vor Gericht gestellt, verurteilt und im Februar 1587 im Schloß Fotheringhay enthauptet. Beide Monarchinnen waren miteinander verwandt. Als Königinnen im Leben verfeindet, sind sie in ihrem Tode wiedervereint und ruhen heute in der Westminster Abbey. In prächtigen Steinsarkophagen und nicht mehr als zehn Meter voneinander entfernt.

(v.k.)

images: zh.wikipedia.org und de.wikipedia.org

Freibergs „Cosi van tutte“

3. Juni, 2018:

Heut läuft die letzte Aufführung von Mozarts „Cosi van tutte“ im Mittelsächsischen Theater Freiberg. Die komische Oper um Tugend und Vernunft und geplante Grenzüberschreitungen zwischen Mann und Frau ist auch heute noch, mehr als 200 Jahre nach seiner Uraufführung im Wiener Burgtheater, unbedingt ansehenswert. Und herzerfrischend. Und komisch. Und anregend. Oder etwa nicht:

Cosi fan Tutte

„Was Männern Spaß bedeutet, ist den Frauen von Anfang an ernst. Und wenn es dann den Frauen Spaß macht, wird es für die Männer ernst“. (vk)

image: flickr.com

 

Im Freiberger Theater zu Gast bei „Reineke Fuchs“

KritischesKritisches

Nach mehr als einem Jahr intensiver Arbeit liegt es denn 1793 in den Frankfurter Verlagshäusern und Buchläden vor: Goethes Druckmanuskript seines Versepos`“Reineke Fuchs“. Angesiedelt in der Fabelwelt der Tiere spiegelt es in eindrucksvoller Weise die reale Menschenwelt seiner Zeit wider: Ihr kompliziertes Beziehungsgeflecht, auch aufgebaut  aus Gut und Böse, Intrigenspiel, Dummheit und Heuchelei, politischem Hochmut und zeitgenössischer Machtpolitik. Denn: Der Frieden ist im Tier-Staat und seinem Parlament verkündet. In deren Welt sind Wölfe und Bären zum Berater des Königs aufgestiegen und fordern vehement Reinekes Kopf für seine Taten- um die eigenen zu verbergen. Und sich damit für weitere Tücken und Abscheulichkeiten zu tarnen mit List und Täuschung, Hass und Lüge, Bosheit und Neid.

Reineke Fuchs erweist sich allerdings als Meister der Fake-News, dem es allen Anschuldigungen zum Trotz immer wieder gelingt, seinen schlauen Kopf aus der fein geflochtenen Schlinge zu ziehen.

Der Stoff selbst ist nach Goethe eine „unheilige Weltbibel“ und ein Spiegel auf das „Menschengeschlecht in seiner ganz ungeheuchelten Tierheit“. Und: Er hat in unserer Zeit weder seinen Witz noch seine Aktualität verloren.    

Eine Frage stellt sich nach der Freiberger Theateraufführung zwangsläufig: Wie haben sich mehr als zwei Jahrhunderte nach dem Erscheinen des „Reineke Fuchs“ insbesondere menschliche Moral und Ethik verändert? Wie haben 200 Jahre gesellschaftliche Entwicklung Eigenschaften, Wesen und Charakter des Homo Sapiens zum positiven geändert? Haben sie es überhaupt? Was ist darüberhinaus nach diesem langen Erkenntnisprozess für die zukünftige Zeit als falsch, unmenschlich, verabscheuungswürdig erkannt worden? Und das entscheidende: Welche Erkenntnisse unseres schlauen Füchsleins gelten im Jahre 2018 mit Sicherheit nicht mehr und sind für immer ausgemerzt? 

Hier nun das Füchslein mit einigen seiner Selbsterkenntnisse:

  • „Denn freilich begleiten viele den König und kommen in seinem Rate zu sitzen; aber sie finden zusammen weder Rat noch Sinn…
  • Bären und Wölfe verderben das Land; es kümmert sie wenig, wessen Haus die Flamme verzehrt. Sie pflegen sich immer an den Kohlen zu wärmen…
  • Doch das Schlimmste find ich den Dünkel des irrigen Wahns, der die Menschen ergreift: Es könne jeder im Taumel seines heftigen Wollens die Welt beherrschen und richten.
  • Aber wie sollte die Welt sich verbessern? Es läßt sich ein jeder alles zu und will mit Gewalt die andern bezwingen. Und so sinken wir tiefer und immer tiefer ins Arge. Afterreden, Lug und Verrat, Diebstahl und falscher Eidschwur, Rauben und Morden, man hört nichts anderes erzählen. Falsche Propheten und Heuchler betrügen schändlich die Menschen.
  • Jeder lebt nur so hin! Und will man sie treulich ermahnen, nehmen sie`s leicht.
  • Auferbauen? Wer lebt nun darnach? Man stärkt sich im Bösen. So geschieht es im Volke, wie sollte die Welt sich verbessern?“
  • Nun, so spiel ich halt auch mein Spiel und denke daneben öfters bei mir: Es muß ja wohl recht sein, tun`s doch so viele!“

(vk)

Eposzeilen aus Reineke Fuchs, 8.Gesang     
Images: de.wikimedia.org